Wie wurde die Menstruation zu alten Zeiten gesehen? Wie hat sich die Einstellung zur Regelblutung über die Jahrhunderte gewandelt und was ist gleich geblieben? Erlebe in diesem wie in den kommenden Blogartikeln eine kleine Zeitreise zum „Frauenblut“ durch die Jahrhunderte und Jahrtausende.
Prähistorisches zur Menstruation
Alles begann mit Lilith, der ersten Frau Adams. Ihr wurde „mit dem monatlichen Blut die Freiheit des Willens geschenkt“.[i] Sie kannte weder Regel- noch Geburtsschmerzen und war Adam gleichgestellt. Die erste freie und unabhängige Frau also, die ohne Beklemmung, Scham oder Schuld durchs Leben und ihren Zyklus ging, und das alles aufgrund ihres monatlichen Blutes!!!
Die Legende besagt ja, dass Lilith sich weigerte, sich von Adam in der Missionarsstellung begatten zu lassen und ihn lieber von oben dominieren wollte. Sieht man sich die Tradition des Tantra an, kommt aber auch noch eine alternative Interpretation der Geschichte in Frage. Denn im Tantra wird Sex als Weg zur spirituellen Erleuchtung eingesetzt und die höchste Form ist die Vereinigung von Frau und Mann während der Menstruation. Erst dadurch, so die Tradition, kann der Mann überhaupt zur Erleuchtung finden. In alten Texten ist nachzulesen, dass die Frau beim Sex während ihrer Tage am besten - gut aufpassen - oben (!) ist. Dadurch wird sie zu einem Tor in andere Welten für den Mann. Lilith lässt grüßen!! Vielleicht war es ja doch eher so, dass Lilith nicht aus Selbstsucht Adam beim Sex von oben beherrschen wollte, sondern ihn viel eher auf ihre Reisen in andere Dimensionen mitnehmen wollte, damit er auf seiner spirituellen Entwicklung wachsen könne? Selber schuld, lieber Adam, selber schuld…
Alle alten matriarchalen Gesellschaften setzten die Menstruation mit dem Blut der Mutter Erde, der Urgöttin oder dem Blut des Mondes gleich, es handelte sich also immer um eine heilige Substanz, das Lebenselixier schlechthin.
Die ältesten Figuren, die bisher gefunden wurden, stellen immer Frauen dar, so ist die Venus aus Schwäbisch Alb in Deutschland mindestens 35.000, wenn nicht 40.000 Jahre alt. Der Adonis von Zschernitz, ebenfalls Deutscher, ist hingegen mit nur 5.000 Jahren die betagteste männliche Tonfigur Mitteleuropas.
Die ältesten bekannten Höhlenmalereien kommen an das Alter der Figurinen heran. So datieren jene der Chauvet-Höhle in Frankreich auf 33.500 bis 37.000 Jahre. Neben beeindruckenden Tiermalereien zeigen sie rote Handnegative und -positive, einige Venusdreiecke und nur ein einziges Phallussymbol. Auch die Cueva de las Manos („Höhle der Hände“) in Argentinien ist übersäht mit Handnegativen in den Farben der Göttin rot, weiß und schwarz, die zwischen 3.000 und 9.000 Jahren alt sind. Bekannt ist auch, dass die Hände in den allermeisten Fällen von Frauen und Kindern stammen. Wurde der Großen Göttin etwa über so viele Jahrtausende in einem Heiligtum der Frauen gehuldigt, zu denen die Männer keinen Zutritt hatten?
Das älteste bekannte Schriftstück zu Menstruationsbeschwerden ist eine 5.000 Jahre alte Tontafel aus Mesopotamien, die besagt: „Frauenpein hat meinen Körper ergriffen, lasset die Götter mir dieses Übel ausreißen.“[ii]
Frauenblut im Alten Ägypten
Der Papyrus Ebers aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. ist eines der ältesten medizinischen Texte aus dem alten Ägypten. Hier wird die Menstruation mit dem Nil verglichen. Wie der Nil von Zeit zu Zeit über die Ufer tritt, so soll auch das Blut im Körper überfließen als Menstruation, wenn es in den Geschlechtsorganen angestiegen ist. Bei sehr starken Regelblutungen wurden bereits „Tampons“ verwendet, diese bestanden aus Federn einer schwarzen Taube, aus Haaren eines falben Eselhengstes und der Leber einer Schildkröte und wurden in den After eingeführt. Sie dienten wohl weniger als Tampon sondern hatten vermutlich eher pharmakologische Wirkung.
Im Papyrus Londinensis findet sich die Zauberformel: „Anubis ist herausgekommen, um den Nil abzuwehren vom Betreten des Heiligtums …, so daß geschützt ist, die sich in ihm befindet.“[iii] Dieser Spruch sollte über eine Binde, die ebenfalls aus Flachsfäden bestand, gesprochen werden. Anschließend wurde daraus ein Tampon gemacht und verwendet. Heute kaum noch vorstellbar, aber auch im alten Ägypten brauchte es keinen geringeren als den Totengott, um das heilige Frauenblut zu schützen!
Mehr zur Geschichte der Menstruation:
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[i] Aliti: Die wilde Frau, 1993, S. 203.
[ii] Zitiert nach: Hering & Maierhof: Die unpäßliche Frau, 1991, S. 12.
[ii Zitiert nach: Plüschel, Erich: Die Menstruation und ihre Tabus. Schattauer. 1988, S. 44.