Wie wurde die Menstruation zu alten Zeiten gesehen? Wie hat sich die Einstellung zur Regelblutung über die Jahrhunderte gewandelt und was ist gleich geblieben? Erlebe in diesem wie in den kommenden Blogartikeln eine kleine Zeitreise zum „Frauenblut“ durch die Jahrhunderte und Jahrtausende.
Menstruation in der Antike - die alten Griechen und Römer
In der griechischen Antike entstanden abstruse medizinische Theorien der männlichen Ärzte zum weiblichen Zyklus. So ist Phytagoras im 6. Jahrhundert v. Chr. davon überzeugt, dass die Menstruation durch einen Überschuss der Nahrung entstünde. Sie sei eine lebensnotwenige Reinigung für die Frau, da sie zuviel esse und sich zuwenig bewege. Die Menstruation, so glaubt er, sei der Schaum des weiblichen Blutes.
Auch für Hippokrates, dem Erschaffer des weiblichen Leidens „Hysteria“, handelt es sich bei der Regelblutung um ein Abtropfen des Überflüssigen. Die Frau sei von Natur aus krank und die Mensis diene einer Art monatlichem Aderlass, der sie im Gleichgewicht hält. Andererseits ist Hippokrates immerhin überzeugt, dass die weibliche Lust wichtig für die Empfängnis sei.
Die Menstruation diene als Heilmittel der Natur, zur Entleerung von Flüssigkeitsansammlungen, meint auch Galen im 2. Jahrhundert n. Chr. Da Frauen ein untätiges Leben führen, den ganzen Tag im Haus ohne schwere Arbeit verbringen und nie in die Sonne gehen, wäre diese Reinigung vonnöten. Die Frau ist seiner Meinung nach unvollkommen und verstümmelt.
Zum Lindern der Menstruationsbeschwerden empfehlen Hippokrates und Galen das Durchstechen der Ohren und das Tragen von Ohrringen. Es scheint somit, dass auch die alten Griechen zumindest in der Ohrakupunktur versiert waren.
Die Vorstellung des Nahrungsüberschusses kennt auch Aristoteles. „Die Frau ist ein Mangelwesen. Da die Frau nicht genug natürliche Lebenswärme hat, reichen ihre Braukünste nur bis zum Menstrualblut“ [i], und eben nicht zum hochwertigen Samen des Mannes „und somit ist die Frau eine Art zeugungsunfähiger Mann“.[ii]
Dafür scheint Soranos von Ephesos im 2. Jahrhundert n. Chr. schon das Phänomen des Prämenstruellen Syndroms (PMS) zu kennen. In den Abhandlungen für Hebammen bemerkt er, dass Frauen kurz vorher angespannt seien. Die beste Voraussetzung für eine Befruchtung ist laut Soranus „zur Zeit der aufhörenden Menstruation“, die „Frau muss Verlangen danach haben, weder zu satt noch hungrig sein“ und im Anschluss muss ein „Gefühl des Schaudern“ auftreten.[iii] Auf Seiten des Mannes reiche ein Vorhandensein des Triebes aus.
Die Frau ist laut dieser Theorien also entweder zu feucht oder zu kalt, in jedem Fall aber zu wenig, nie ganz vollkommen wie der makellose Mann. Soviel zu den Wissenschaftlern der Antike. Was die antiken Frauen dazu zu sagen gehabt hätten, werden wir wohl nie erfahren, denn sie wurden ja nicht gefragt!!!
Dem Römer Plinius der Ältere verdanken wir die Ideen zum Frauenblut als Gift und Verursacher des bösen Blicks. In seiner Naturgeschichte um 77 n. Chr. gibt er „wunderbare Bemerkungen über den Monatsfluss der Weiber“.
Ganz in der biblischen Tradition sagt der Heilige Hieronymus 347 n. Chr.: „Nichts ist so unrein wie eine Frau in ihrer Periode; was sie berührt, wird durch sie unrein.“[iv]
Bleibt nur zu hoffen, dass es besser weitergeht...
Wie es zu prähistorischen Zeiten und im alten Ägypten um die Menstruation bestellt war, erfährst du hier.
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[i] Zitiert nach: Plüschel: Die Menstruation und ihre Tabus, S. 17.
[ii] Zitiert nach: Fischer-Homberger, Esther: Krankheit Frau. Zur Geschichte der Einbildungen. Lutherhand. 1984, S. 37.
[iii] Zitiert nach: Lachs, Johann: Die Gynäkologie Des Soranus Von Ephesus. Let Me Print. 2010, S. 10f.
[iv] Zitiert nach: Walker: Das geheime Wissen der Frauen, S. 707.