Zeitgeist der Menstruation – gestern - heute – morgen: Mittelalter

in Blog
posted by: Manuela

Wie wurde die Menstruation zu alten Zeiten gesehen? Wie hat sich die Einstellung zur Regelblutung über die Jahrhunderte gewandelt und was ist gleich geblieben? Erlebe in diesem wie in den kommenden Blogartikeln eine kleine Zeitreise zum „Frauenblut“ durch die Jahrhunderte und Jahrtausende.

 

Frauenblut

 

Mittelalter

 

Im Mittelalter werden noch Menstruations-Steckkalender verwendet, die genauso aussehen wie die Einkerbungen auf den 40.000 Jahre alten Figurinen.

 

Der berühmte persische Arzt Avicenna geht von einer Gärungstheorie der Menstruation aus. Da der Unterleib der Frau ihren schwächsten Körperteil darstelle, trete durch ihn das Menstruationsblut wie Vergorenes aus einem undichten Fass aus.

 

Im China des 11. Jahrhunderts wird hingegen bereits die Plazenta als natürliche Östrogenquelle zur Behandlung von Amenorrhoe verwendet.

 

Um 1200 wird die Ansicht vertreten, dass Menstrualblut giftige Dämpfe entwickelt, die durch die Augen entweichen und dadurch zum tödlichen bösen Blick führen. Plinius lässt grüßen. Der heilige Thomas von Aquin sieht ganz im Stile der antiken Gelehrten die Frau als etwas Mangelhaftes und eine Zufallserscheinung, die höchstens als Gehilfin des Mannes bei der Zeugung von Nutzen ist.

 

1486 macht es der Hexenhammer offiziell: Niemand schade der katholischen Kirche mehr als die Hebammen. Die lebensbringende Menstruationsgöttin wird nun in einem Aufwischen mit den Hebammen ausgerottet.

 

Der bis heute als Vorreiter seiner Zeit so geschätzte Paracelsus ist in einer Hinsicht sehr konservativ eingestellt: Die Menstruation sei ein „Unflat, dem kein Gift auf Erden gleichen mag, schedlicher und strenger“.[i] An anderer Stelle gibt er aber Folgendes von sich: „Nur ein gewöhnlicher Tölpel meint, das Blut einer Frau sei dasselbe wie das eines Mannes. Es ist aus anderem, aus geistigem Stoff, und edler als das des Mannes.“[ii] In Bezug auf das Frauenblut scheint Paracelsus wohl hin- und hergerissen gewesen zu sein.

 

Hildegard von Bingen sieht die Menstruation als eine Reinigung für die Frau, „denn wenn sie durch die Monatsblutung nicht von schädlichen Säften und Schlacke gereinigt würde, würde sie ganz anschwellen und aufgebläht werden und könnte nicht leben.“[iii]

 

Wie es zu prähistorischen Zeiten und im alten Ägypten um die Menstruation bestellt war, erfährst du hier, alles rund um die Antike hier.

 

Weiteres zum Thema „Menstruation“ sowie eine Menge alternativer Heilmittel für die Mondblutung gibt es in meinem Buch „Frauenblut – Dein Ratgeber für die Menstruation“ zu finden. Erscheinungstermin ist der 17. Juni 2021.

 

 

 


[i]         Zitiert nach: Fischer-Homberger: Krankheit Frau, S. 44.

[ii]        Zitiert nach: Gould Davis, Elisabeth: Am Anfang war die Frau. Ullstein. 1987, S. 168f.

[iii]       Benediktinerinnen St. Hildegard: Ursprung und Behandlung von Krankheiten, S. 138f.